Gut zu wissen

In der Schweiz entstehen jährlich rund 80 bis 90 Millionen Tonnen
Abfall. Den grössten Anteil machen unverschmutzte Aushub- und
Ausbruchmaterialien sowie Rückbaumaterialien aus. Aufgrund des hohen
Lebensstandards hat die Schweiz mit 716 kg Abfall pro Person eines der
höchsten Siedlungsabfallaufkommen der Welt. Davon werden knapp 53 %
rezykliert. Um den hohen Primärrohstoffverbrauch der Schweiz zu
reduzieren, will der Bund sämtliche Material- und Stoffflüsse entlang
der Wertschöpfungskette berücksichtigen – vom Rohstoffabbau über das
Produktedesign bis zur Abfallbewirtschaftung.

Bis zu 40mal mehr Plastikteilchen im Boden als in den Gewässern – die Auswirkungen auf die Umwelt sind noch unbekannt.

Die weltweite Plastikproduktion steigt. Global wurden im Jahr 2018 ganze 359 Millionen Tonnen synthetische Polymere produziert, so die Zahlen des kürzlich publizierten Berichts von PlasticsEurope, dem Verband der Kunststofferzeuger. So erstaunt es nicht, dass auch immer mehr Plastik in die Umwelt gelangt. Während die aquatischen Systeme bereits vielfach erforscht wurden, gibt es noch kaum Studien zur Plastikbelastung in der terrestrischen Umwelt. Laut einer Modellrechnung der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa befinden sich aber in der Schweiz bis zu 40mal mehr Plastikteilchen im Boden als in den Gewässern.

 

Wie kommt der Plastik in den Boden?

Es gibt unzählige Eintragswege der Kunststoffe in den Boden. Eine bedeutende Quelle ist das unsachgemässe Wegwerfen von Plastikmüll, das sogenannte Littering. Dabei gelangen Plastiksäcke, Verpackungen von Lebensmitteln oder PET-Flaschen in die Umwelt. Nebst dem Littering gilt auch die Landwirtschaft als eine wichtige Quelle besonders für den Mikroplastik-Eintrag in die Umwelt. Die zum Abdecken von Pflanzen, Boden oder Silage verwendeten Polyethylenfolien setzen bei der Verwitterung kleinere Partikel frei. Auch der Eintrag von Kompost auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen führt zu einer Ansammlung von Plastik im Boden. In der Landwirtschaft Beschäftige düngen ihre Felder mit Kompost, der in industriellen Kompostieranlagen aus Grünabfällen hergestellt wird. Durch die nicht-ordnungsgemässe Trennung des Abfalls ist ein Grossteil des angelieferten Grünguts mit Plastik verunreinigt. Da synthetische Polymere im Kompostier – und Gärungsprozess nicht abgebaut werden, gelangen die Kunststoffteilchen mit dem verkaufsfertigen Kompost auf die Felder.

 

Unbekannte Gefahren

Die Auswirkung von Plastikrückständen auf Pflanzen und Bodenfruchtbarkeit ist noch weitgehend unbekannt. Pilze, Wirbellose, aber auch Bestäuber sind potenziell bedroht, da durch den Abbau des Plastiks toxische Substanzen wie Phtalate oder Bisphenol A freigesetzt werden können.

Genauso wenig ist über den Transport der Kunststoffteilchen entlang der Nahrungskette bekannt. Durch die Zersetzung grösserer Kunststoffteilchen in Mikroplastik (< 5 mm) können diese von Kleinstlebewesen, wie Regenwürmern, aufgenommen werden. Vögel oder Kleinsäugetieren wiederum fressen diese und die Annahme liegt nahe, dass Plastikpartikel so auch in höheren trophischen Ebenen (Stufen der Nahrungskette) zu finden sind.

 

 

Schritte zur Reduktion der Plastikverschmutzung

Um den Eintrag von Mikroplastik in Böden zu verringern, bestehen unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten. Zum einen sollen Konsumentinnen und Konsumenten weiter sensibilisiert werden, Abfälle zu trennen und sachgemäss zu entsorgen. Insbesondere sollte darauf verzichtet werden, Grüngut in Plastiksäcken zu entsorgen. Auch sogenannter abbaubarer Plastik ist eine Quelle für Mikroplastik. Durch die fachgerechte Entsorgung kann der Plastikeintrag über Littering wie auch über den Kompost reduziert werden. Zum anderen braucht es auch staatliche Massnahmen. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) prüft derzeit weitere Schritte, um die Verschmutzung der Umwelt durch Kunststoffe zu verringern. Auf politischer Ebene fordern momentan mehrere parlamentarische Vorstösse diesbezügliche Reduktionsmassnahmen.

 

Zigarettenstummel in der Umwelt

Sie gehören fast selbstverständlich zum Anblick in unserer Umgebung:
herumliegende Zigarettenstummel. Doch was für viele eine Kleinigkeit
ist, summiert sich im Ganzen auf die unglaubliche Zahl von 4,5 Billionen
jährlich weggeworfener Kippen. Bei der Belastung der Umwelt durch
Abfall spielen Zigarettenstummel damit zahlenmäßig die größte Rolle
weltweit.

Bis zu 4.000 schädliche Stoffe sind in einer Zigarettenkippe zu
finden. Sie machen die kleinen Zigarettenreste zu Sondermüll, der
keineswegs harmlos ist. So kann eine einzige Kippe mit ihrem Mix aus
Toxinen zwischen 40 und 60 Liter sauberes Grundwasser verunreinigen oder
das Pflanzenwachstum negativ beeinflussen. Beide Bestandteile eines
Zigarettenstummels sind umweltschädlich: der Filter und der Tabakrest.
Zigarettenfilter werden von vielen als harmlose Baumwollstückchen
angesehen. Sie bestehen aber aus Celluloseacetat, das ein schwer
abbaubarer Kunststoff ist. Es dauert viele Jahre, bis die Filter
zerfallen.

Über die Tabakreste in Zigarettenkippen wird Nikotin freigesetzt, ein
toxisches Alkaloid, das die Umwelt noch mehr schädigt, als die Filter.
Außerdem enthalten herkömmlich hergestellte Zigaretten Dutzende
chemische Zusatzstoffe, bis zu 10 Prozent des „Tabaks“ bestehen daraus.
Sie sollen die Aufnahme des Nikotins und seine Wirkung im Körper
verstärken – dass sie damit auch die „Nebenwirkungen“ in der Umwelt
verstärken, ist klar.

Beinahe an jedem Ort des Planeten findet man Zigarettenstummel. Sie
beeinflussen das Leben von Mensch, Tier und Pflanze. Man fand sie sogar
im Magen-Darm-Trakt von Fischen, Vögeln, Walen, Meeresschildkröten und
Landsäugetieren. Allein im Süßwasser dauert es 15 Jahre, bis sie
vollständig zerfallen, Meeresschutzorganisationen gehen sogar von bis zu
400 Jahren aus. Bei jährlich 4,5 Billionen (4.500.000.000.000!) neuen
Zigarettenstummeln summiert sich das zu unvorstellbaren Summen an
Schadstoffen, die auf unsere Umwelt einwirken.